Statistik zeigt nur geringe Inflation in der Eurozone 2014
Der aktuell von Eurostat herausgegebene, harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVP) für die Eurozone 2014 zeigt insgesamt eine nur sehr geringe, durchschnittliche Inflationsrate von 0,4 % für die beteiligten Länder. Dies ist ein Rückgang von ca. 1 % im Vergleich zum Vorjahr und deutet auf eine deutlich deflationäre Entwicklung hin. Grund sind vor allem der sinkende Ölpreis der letzten Monate sowie die besonders stark rückläufige Preisentwicklung in Spanien, Zypern und Griechenland. Experten rechnen erstmals seit dem Krisenjahr 2009 wieder mit einer Deflation in 2015. Schon im Dezember 2014 – allein für sich betrachtet – konnten um 0,2 % fallende Lebenshaltungskosten ausgemacht werden.
Energiekosten stark rückläufig
Die Energiekosten allein betrachtet sanken dabei um 6,3 % – dieser Preisverfall bei der Energie ist schon seit vielen Monaten zu beobachten. Eine Umkehr ist derzeit eher unwahrscheinlich und die meisten Fachleute gehen auch in 2015 von noch weiter fallenden oder zumindest stagnierenden Energiepreisen aus. Für die Europäische Zentralbank (EZB) ist diese Entwicklung ein Anlass zur Sorge: Geraten die Preise weiter ins Rutschen, droht eine Deflation auf breiter Basis, was letztlich auch zu sinkenden Einkommen und zu einer erlahmenden Wirtschaft führen könnte.
Griechenland größtes Sorgenkind
Griechenland liegt bei den Ländern der Eurozone, welche im Gesamtjahr 2014 eine rückläufige Preisentwicklung hatten, ganz vorn. Mit – 1,4 % hat sich das Land aufgrund der großen, wirtschaftlichen Probleme einen großen Abstand vor Zypern mit -0,3 %, Spanien und Portugal mit -0,2 % und der Slowakei mit -0,1 % gesichert. Wann und ob überhaupt eine Umkehrentwicklung in Griechenland stattfinden könnte, kann derzeit nicht abgesehen werden. Die neue Regierung muss erst noch beweisen, dass die Probleme in den Griff zu bekommen sind. Auch andere südeuropäische Länder haben sich noch lange nicht ihrer Probleme entledigt. So leiden Spanien und Portugal nach wie vor an einer konjunkturell sehr schwachen Phase und müssen sich erholen, was nicht in wenigen Monaten zu schaffen sein wird.
Österreich in 2014 mit höchster Inflationsrate in der Eurozone
Auf Seiten der Länder mit einer positiven Inflationsrate steht Österreich mit 1,5 % Preisanstieg vor Finnland mit 1,2 % und Deutschland und Malta mit jeweils 0,8 %. Genau auf Höhe des Durchschnitts von 0,4 % Preisauftrieb befindet sich lediglich Slowenien. Laut einer aktuellen EU-Prognose ist in 2015 mit einem deflationären Gesamtdurchschnitt zu rechnen – es gibt Schätzungen der Europäischen Kommission in Richtung -0,1 %. Die Aussichten seien jedoch nicht dunkel, auch wenn diese Marke erzielt würde. Die Wirtschaftsaussichten in den Ländern der Eurozone seien vielmehr mehrheitlich etwas heller als in den letzten Monaten, da die Maßnahmen der EZB langsam zu greifen beginnen. So wird bereits für 2016 schon wieder mit einer positiven Inflationsrate gerechnet, laut aktuellen Erhebungen um bis zu +1,3 %. Bei Einbezug der Länder mit eigener Währung in Europa werde die Rate dann wahrscheinlich bei etwa +0,6 % liegen.
Die Gefahren einer Deflation
Anhand der aktuellen Situation scheint sich eine leichte, deflationäre Entwicklung abzuzeichnen. Diese muss volkswirtschaftlich gesehen nicht unbedingt Schaden anrichten – leichte Preisrückgänge werden zudem von der Bevölkerung zunächst positiv aufgenommen. Allerdings ist eine Deflation schlecht für die konjunkturelle Entwicklung, denn wenn Verbraucher wissen, dass demnächst alles günstiger wird, werden sie mit geplanten Käufen abwarten. Somit sinkt die Nachfrage und schlussendlich die Produktionskapazität, was zu Entlassung oder Lohnkürzungen führt. Ein weiterer Punkt sind die Schulden. Wenn erzielte Einkommen und bestehende Sachwerte in ihrem Wert fallen, fällt die Bedienung der Schulden immer schwerer und der Konsum wird noch weiter eingeschränkt. Dies kann zu einer gefährlichen Abwärtsspirale führen – Wirtschaftsexperten sprechen hier von einer Depression. Nicht jeder Preisrückgang endet zwangsläufig in einer solchen Depression, zumal die EZB hier entsprechend gegensteuert. In der Vergangenheit gab es immer mal Zeiten einer kurzfristigen Deflation, die jedoch gesamtwirtschaftlich so gut wie keinen Schaden hinterlassen hat. Schwarzmalerei oder überzogener Pessimismus sind also noch absolut fehl am Platz.
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